Agoraphobie Bremen e.V.

Verein für Selbsthilfegruppen

Diese Seite soll den Zweck einer generellen zusammengefassten Kurz-Info erfüllen. Alles, was psychotherapeutisch und medizinisch darüber hinausgeht, sollten Betroffene und Interessierte beim Haus- oder Facharzt, Neurologen oder Psychotherapeuten erfragen.

Was sind Ängste?

Angst kennt sicherlich jeder. Sie gehört zum Menschen wie das Atmen. Angst hat eine absolut wichtige Aufgabe: sie ist ein Frühwarnsystem, welches der Mensch benötigt um Gefahrensituationen zu meistern. Es gibt im Gehirn einen Bereich, in dem dieses Ur-Gefühl zu Hause ist: die Amygdala. Angst funktioniert sinnvoll durch Vernetzungen dieser Region mit anderen Bereichen des Gehirns.

Aber was passiert, wenn Ängste unangemeldet den Alltag durcheinanderbringen, und zwar ohne entsprechende Gefahrensituationen? Dann entsteht ein Kreislauf, den man als Betroffene/r schlecht in den Griff bekommt. Man fürchtet sich zum Beispiel wie aus heiterem Himmel vor Menschenansammlungen, vor Autobahnfahrten, vor dem Einkaufen im Supermarkt, vor den eigenen panischen Körperreaktionen wie Zittern der Hände, Schweißausbrüche, oder starkes Herzklopfen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wenn das der Fall wird, dann ist eine Klärung durch einen Fach- oder Hausarzt sinnvoll und der erste richtige Schritt. Es gibt für die verschiedenen Formen der Ängste, die aus ebenso verschiedenen Gründen im Alltag hinter jeder Ecke lauern können, auch verschiedene Behandlungsformen. Unter anderem stehen diverse Therapieformen den Betroffenen zur Seite, wie unter anderem kognitive Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie. Dies gilt es dann beim behandelnden Arzt abzuklären.

Wenn Ängste den Alltag beherrschen, wird das auf Dauer kräftezehrend und macht mutlos. Depressionen treten oft zusammen mit Ängsten auf. Manchmal isoliert man sich selbst, weil man vermeiden möchte, dass die Ängste erneut in ähnlichen, bereits zuvor erlebten Situationen auftreten. Viele Betroffene scheuen sich über ihre Ängste zu sprechen, weil sie befürchten falsch verstanden zu werden, aus Unverständnis von Freunden und Bekannten gemieden zu werden, beruflich benachteiligt zu werden.

Für nicht Betroffene ist es oft schwer zu begreifen, warum der Partner plötzlich in der Warteschlange im Supermarkt Schweißausbrüche bekommt und den Laden nahezu fluchtartig verlassen muss. Eine Betroffene berichtete in der Selbsthilfegruppe, wie sie auf der Autobahn ihre erste Panikattacke erlebte, daraufhin den nächstbesten Parkplatz anfuhr und den Notarzt benachrichtigte, weil Luftnot und starkes Herzklopfen sie vermuten ließ, sie bekäme einen Herzinfarkt. Später im Krankenhaus, nachdem klargestellt wurde, dass organisch alles im grünen Bereich lag, wies der behandelnde Arzt auf die Möglichkeit einer Angsterkrankung hin. Diese Diagnose bestätigte sich dann auch. Der Schock darüber war groß und Autobahnen waren für die Betroffene erst einmal tabu.

Angst ist nicht kleinlich, sie hat viele verschiedene Formen:

  • Unter anderem die Sozialphobie, also die Angst vor Kontakten zu Menschen
  • Klaustrophobie, die Angst vor engen Räumlichkeiten
  • Agoraphobie, die Angst vor freien Plätzen oder Menschenansammlungen
  • Generalisierte Ängste, die eher diffus sind, so wie ein lähmendes Gefühl, das keiner greifbaren Ursache zugeordnet werden kann.

Ängste kennen keine Altersgrenzen und Gesellschaftsgrenzen. Auch Kinder sind betroffen, dies wird nicht immer früh genug erkannt.

Was sind die Auslöser?

Die Auslöser sind genauso vielfältig wie die verschiedenen Formen der Angst. Und die Auslöser sind persönlicher Natur. Man kann sie in persönlich Erlebtem aufspüren - in aktuell Erlebtem, wie Mobbing, oder einschneidenden traumatischen Erlebnissen. Nicht immer kommt man den Auslösern auf die Spur. Muss man auch nicht immer zwingend. Wichtig ist ja, dass man lernt mit der Angst umzugehen.

Neben den klassischen Hilfen, wie Therapie oder Klinikaufenthalt, ärztliche Betreuung, Medikamentengabe und so weiter, können die Selbsthilfegruppen für Betroffene eine wichtige Unterstützung sein.

Was sind Depressionen?

Nein, das ist nicht einfach nur schlechte Laune. Über das Thema Depressionen herrscht immer noch viel Unklarheit, obwohl eine nicht unerhebliche Anzahl der Menschen weltweit darunter leiden. Sind Depressionen so etwas wie emotionale Verstimmungen? Das trifft es auch nicht tatsächlich. Die Depression ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die absolut behandlungsbedürftig ist. Medizinisch gesehen wird sie in verschiedene Symptomkategorien gegliedert. Es gibt mittlerweile unzählige Studien über Depressionen bei Jugendlichen und Erwachsenen, aber leider noch wenig zu dem Thema bei Kindern.

Depressionen haben ein ausgesprochen persönliches Siegel. Jeder Mensch empfindet sie anders, und schon dadurch kann schleichend eine innere Isolation, ein Eingemauertsein in einem unbegreiflichen inneren Gefühls- und Gedankengefängnis entstehen. Es ist vielleicht, als würde das gesamte Leben Rechenschaft von einem selbst fordern, in einem immer wiederkehrenden Selbstverhör. In schweren Phasen der Depression, die nicht nur einmalig auftauchen und dann ad acta gelegt werden, sondern immer wiederkehren, verlässt Selbstwertgefühl und Hoffnung, Mut und zielorientiertes Handeln das seelische Haus der Betroffenen.

Da ist dann eine endlose Einsamkeit, in der man sich mittig wiederfindet. Nichts und niemand kann einen von außen mehr erreichen. Depressionen sind gefühlsmäßig und gedanklich ein zielloser dunkler Pfad, auf dem man gänzlich alleine wandert, ohne Aussicht, das Licht am Ende zu finden.

An diesem Punkt angelangt ist unbedingt Hilfe notwendig. Im Idealfall holt man diese schon vorher ein. Der Gang zum Fach- oder Hausarzt ist der erste Schritt, wenn Phasen der tiefen Hoffnungslosigkeit wiederholt auftreten.

Es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Depressionen, medikamentös als auch therapeutisch. Die kognitive Verhaltenstherapie, oder auch die Gesprächstherapie gehören zum Beispiel dazu. Die Selbsthilfegruppen können einen Rahmen geben, in dem man sich mit anderen Betroffenen aufgehoben fühlt. Der regelmäßige Besuch einer Gruppe, das Treffen mit anderen Betroffenen, derartige Vernetzung kann eine Basis bieten, auf der man lernen kann in Kooperation mit therapeutischen Angeboten trotz Depressionen seinen Alltag sinnvoll zu gestalten.

Ursachen für Depressionen sind vielfältig. So etwa Lebenskrisen, die sich nicht in einem bestimmten Zeitraum auflösen lassen, oder traumatische Erlebnisse, um nur zwei Auslöser zu nennen. Depressionen sind oftmals mit anderen seelischen Handicaps verknüpft, zum Beispiel mit Ängsten.

Depressionen treten in allen Altergruppen auf, auch bei Kindern, und sie kennen keine gesellschaftlichen Grenzen.

Was ist Borderline?

Als „Border Line Group“ fasste Adolf Stern im letzten Jahrhundert die meisten der verschiedenen Symptome zusammen, welche auch heute noch zur Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung führen. Borderline (in etwa "Grenzbereich") wurde damals als Bezeichnung vermutlich gewählt, weil die Symptome für diese Erkrankung jeweils aus dem neurotischen als auch psychotischen Bereich stammen. Doch dies hat sich, wie so vieles im Laufe der Zeit, inzwischen wieder geändert.

Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung primär im emotionalen Bereich. Das klingt eher kahl und klinisch. Was dies aber letztlich für Betroffene bedeutet, wird so einfach nicht erklärt werden können. Da Gefühle unser Leben, unsere Handlungen, unsere Organe, unser Gehirn mitregieren, kann der Alltag der Betroffenen einem qualvollen Wechselspiel der inneren Empfindungen völlig unterliegen. Alles hängt dann vom momentanen Ist-Zustand ab - und der ändert sich oftmals abrupt, schmerzvoll, unkontrollierbar.

Selbstzweifel, innere Leere, Ablehnen von Zuwendung seitens Vertauenspersonen oder BeziehungspartnerInnen, Ausbrüche von extremer Verzweiflung bis hin zur Wut, endlose Resignation, um nur einige Beispiele zu nennen. Und all dies im raschen Wechsel.

Die förmliche Einverleibung und Kontrolle über einen Beziehungspartner, und dann innerhalb kürzester Zeit der Emotionssprung, die absolute Ablehnung, Spott, Beleidigungen. Dies ist für PartnerInnen oft ebenso belastend wie für die Betroffenen selbst.

Fällt das Wort Borderline, denken etliche Menschen an Selbstverletzungen. Doch dies ist nur eines der Symptome unter denen die Betroffenen leiden. Dies alles macht soziale Kontakte für Betroffene enorm schwierig. Falsche Interpretationen des eigenen Verhaltens von Anderen, oder Missverständnisse in Kommunikation und Austausch erschweren den "normalen" Umgang mit Freunden, Bekannten, der Familie und auch Fremdpersonen.

Betroffene sind in der Regel eher Jugendliche und junge Erwachsene. Bei Kindern liegen bislang keine umfassenden Studien vor.

Was sind die Ursachen?

Diese sind nicht einfach aufzulisten, da in einigen Bereichen der Diagnose- und Ursachenforschung noch keine einheitlichen wissenschaftlich-medizinischen Aussagen gemacht werden können. Es gibt inzwischen aussagekräftige Studienergebnisse, so unter Anderem über die Vererbbarkeit der Borderline-Erkrankung, welche jedoch noch nicht gänzlich im Bereich der genetischen Beziehung Eltern-zu-Kind zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte.

Viele Faktoren aus der aktuellen Umwelt der Betroffenen gilt es zu berücksichtigen, zum Beispiel Traumatische Erlebnisse. Aber auch fehlentwickelte Hirnregionen, die entsprechende Fehlfunktionen vorweisen (zum Beispiel in der Amygdala) gelten als Auslöser für die Erkrankung. Es gibt Überschneidungen mit Symptomen aus den Bereichen Ängste und Depressionen.

Aber zum Glück gibt es auch für die Borderline Erkrankung gute Therapien. Es gibt verschiedene Psychotherapien, unter anderem die kognitive Verhaltenstherapie, oder auch Schematherapie, welche gute Erfolge erzielen können. Im Übrigen ist es auch erwähnenswert, dass laut verschiedener Studien ein Rückgang der Symptome - allerdings über mehrere Jahre - relativ hoch ist.

Die Selbsthilfegruppen können für Betroffene neben ihrer aktuellen Therapie einen wichtigen Stellenwert haben. Die Gruppe bietet einen geschützten Rahmen, in dem die Betroffenen lernen können einander zu begegnen, sich auszutauschen, sprachlich und emotional auszuprobieren was wichtig und aktuell ist, zu korrigieren, wahrzunehmen, mitzuteilen.

Unsere Gruppen:
  • Ängste und Depressionen
  • Angehörige von Borderline-Betroffenen
Aktuelle Hinweise
Die telefonischen Sprechstunden finden derzeit zweimal monatlich statt. Anfragen gerne auch per E-Mail.