Agoraphobie Bremen e.V.

Verein für Selbsthilfegruppen

Für viele Betroffene ein Lichtblick: Selbsthilfe

Aber was genau ist Selbsthilfe?

Wer kennt nicht die Gewerkschaft? Man glaubt es kaum, aber das ist im Beginn auch eine Art von Selbsthilfegruppe gewesen. Immer da, wo sich Menschen mit einem gleichen Ziel gesellschaftlich benachteiligt oder ausgegrenzt sahen, haben sich diese Interessengemeinschaften gebildet. Die Selbsthilfe hat eine lange Historie und ist keiner der vielen neuen Trends der heutigen Zeit.

Heute sieht das nur um etliches anders aus als vor hundert Jahren, weil sich die Bedürfnisse und Bedingungen innerhalb der Gesellschaft verändert haben.

Selbsthilfe bezieht sich also nicht ausschließlich, wie oftmals angenommen, auf den Bereich der Erkrankungen.

Was genau sind unsere Selbsthilfegruppen?

Mit unseren Gruppenangeboten für Betroffene befinden wir uns im Bereich der psychischen Erkrankungen. In dem Zusammenhang ist es vorab wichtig zu erwähnen, dass Selbsthilfe kein therapeutisches Angebot ist.

Nein, die TeilnehmerInnen hocken nicht missmutig im Stuhlkreis und brechen dabei regelmäßig unter den persönlichen und gesellschaftlichen Anforderungen zusammen, um das mal bildlich auf die Spitze zu treiben.

Die Stärke der Selbsthilfegruppen liegt darin, dass Menschen mit vergleichbaren und ähnlichen Problemen regelmäßig zusammenkommen, um sich über diese auszutauschen. Sie holen sich Rat von anderen Betroffenen, oder geben selbst Ratschläge, Tipps und Infos aus eigener Erfahrung weiter. Einen besonderen Stellenwert hat für Betroffene die Erfahrung, dass in den Selbsthilfegruppen Menschen zusammenkommen, die unter ähnlichen Belastungen durch Ängste und Depressionen im Alltag leiden. Das ist oftmals eine Erleichterung. Man fühlt sich verstanden, muss sich nicht ausschweifend erklären.

Der Schwerpunkt der Selbsthilfe liegt dabei auf der Herausforderung, selbst aktiv zu werden, etwas zu unternehmen, sich mit der Problematik in einem Kreis von anderen ebenfalls Betroffenen auszutauschen. Das ist ein wichtiger Schritt, um das eigene Selbstvertrauen und die Selbstakzeptanz zu stärken.

Die GruppenteilnehmerInnen bestimmen die Inhalte der Gruppenstunden gemeinsam. Bestimmte Regeln sind in der Selbsthilfegruppe allerdings zu beachten: im Gespräch mit anderen fair und offen bleiben. Bei Konflikten signalisieren, welcher Umgang damit gewünscht wird. Signale verabreden, so zum Beispiel Hand heben bei Überforderung durch schwierige Themen. Jede/r GruppenteilnehmerIn bestimmt den Zeitrahmen der Teilnahme an der Gruppe in Eigenverantwortung.

Alles, was in der Gruppe getan und besprochen wird, bleibt auch in der Gruppe. Es wird nichts nach Außen oder an Außenstehende weitergetragen. Den meisten Betroffenen in den Gruppen hilft die regelmäßige Teilnahme in ihrem Lebensalltag mit ihren Ängsten besser Fuß zu fassen, selbstbewusster zu werden, Krisen anzugehen, sie zu meistern, und vom gemeinschaftlichen Austausch zu profitieren.

Darüber hinaus wird das Bedürfnis nach sozialem Miteinander in den Gruppen ausgelebt. Es bilden sich neue Freundschaften, die Erreichbarkeit von anderen Betroffenen wird als entlastend empfunden. So kann man sich via Handy/Telefon Hilfe holen, oder Treffen vereinbaren, z.B. in einem Café, Kinobesuch, Ausstellungen, gemeinsamer Spaziergang im Wald, Brunchen, Bowling, Fahrradtouren, den Möglichkeiten sind dabei keine Grenzen gesetzt. Und gemeinsam traut man sich als Betroffene/r einfach mehr, als wenn man dies alles allein stemmen müsste.

Und diese Aktionen bieten sich genauso gut für die gesamte Gruppe an. Die Vorschläge dazu kommen immer von den Teilnehmenden. Diese richten sich stets danach, wer dabei was bewältigen kann oder wo eine Herausforderung einfach zu viel wird, oder aber auch mutig angenommen wird - mit meistens positivem Ergebnis.

Es gibt Selbsthilfegruppen, die seit vielen Jahren bestehen, weil sich wichtige soziale Bindungen untereinander entwickelt haben. Jeder Teilnehmer bestimmt allerdings selbst, welche zeitliche Dauer dabei stimmig ist. Es gibt immer wieder mal Fluktuationen in den Gruppen, weil einige TeilnehmerInnen sich verabschieden und neue hinzukommen.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass in der klassischen Selbsthilfe alle Teilnehmenden gleichberechtigt sind. Die Leitung während der gemeinsamen Stunden wechselt von Teilnehmer zu Teilnehmer. In der Agoraphobie Bremen e.V. wird dies anders geregelt; unsere Selbsthilfegruppen haben jeweils eine feste Gruppenleiterin.

Unsere Gruppen:
  • Ängste und Depressionen
  • Angehörige von Borderline-Betroffenen
Aktuelle Hinweise
Die telefonischen Sprechstunden finden derzeit zweimal monatlich statt. Anfragen gerne auch per E-Mail.